Susann Naomi Israel: Über tiefgreifende Transformation & ihre kontinuierliche Lernkurve

Susann Naomi Israel: Über tiefgreifende Transformation & meine kontinuierliche Lernkurve

Susann Naomi Israels berufliche Stationen führten sie von Frankfurt am Main, über Singapur, nach Zürich. Dabei entwickelte sie sich von der internen Unternehmensberaterin kontinuierlich weiter und übernahm Führungsrollen mit internationaler und interdisziplinärer Verantwortung von bis zu 50 Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten. Der Aufbau neuer und die Umstrukturierung bestehender Organisationseinheiten, vor allem im Finanzdienstleistungssektor, gehörten immer zu ihren Aufgaben. Seit 2022 ist Susann als unabhängige „Consultant & Coach for Change“ für private und institutionelle Kundschaft im In- und Ausland tätig. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Transformationen im ganzheitlichen Kontext. Für die prozessraum AG ist Susann als Senior Beraterin tätig und unterstützt uns in Projekten rund um die Organisationsentwicklung, mit Fokus auf den Bereichen Operational Excellence, Change Management und Digitalisierung.

Wir haben Susann gebeten, ihre wichtigsten Learnings in Bezug auf ihre berufliche Tätigkeit mit uns zu teilen:

Organisatorischen Wandel und Transformation in der komplexen und unbeständigen Welt von heute voranzutreiben, Bedarf viel Leidenschaft, eine positive Einstellung, hohe Belastbarkeit und stetige Lernbereitschaft. Das gilt sowohl für Expert:innen und Führungskräfte, wie auch für die Mitarbeitenden.

Mir hilft es, bei der Führung und Navigation von tiefgreifender Transformation, die folgenden drei Blickwinkel einzunehmen. Diese widerspiegeln auch meine kontinuierliche Lernkurve.

Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem ersten Schritt (Lao Tzu)

Leider scheitern noch immer 60% bis 70% aller Transformationsprojekte. Das ist eine erschreckend hohe Zahl. Werden die angestrebten Veränderungen nicht umgesetzt, führt dies zu erheblichen Fehlinvestitionen und verpassten Geschäftsmöglichkeiten. Ausserdem steigert Scheitern die Veränderungsresistenz, schwächt die Unternehmenskultur und führt zu Vertrauensverlust in die Führung. Wie kann man dem Scheitern entgegenwirken?

  1. Eine Transformation braucht ein Team aus internen und externen Ressourcen, welches den Wandel begleitet – sowohl auf Prozessebene als auch auf menschlicher Ebene. Häufig werden die Systemkomplexität, die menschliche Dynamik, und die entgegengesetzten Kräfte innerhalb der Organisationskultur unterschätzt.
  2. Eine Transformation benötigt Durchhaltevermögen – wir sprechen gerne von einem Marathon. Ein Projekt sollte niemals vorzeitig als erfolgreich bezeichnet werden.
  3. Mitarbeitende brauchen Wissen und müssen entsprechend gecoacht werden, damit sie die Veränderungen selbst weitertragen können – auch nach Abschluss eines Projekts. Solange die Transformation nicht von den Betroffenen vorangetrieben wird, verändert sich nichts. Bewusstsein schaffen und Wissen vermitteln sind ausschlaggebend für eine erfolgreiche Transformation.

Temporäre Coaches schaffen Zeit und Raum für Reflexion

Transformationen verändern bestehende Rollen- und Organisationsstrukturen. Dies kann zu Angst, Über- oder Unterforderung, Missmut und zu offener Resistenz führen. Manchmal kommen auch unbewusste und teilweise kontraproduktive Verhaltensmuster dazu – von einzelnen Betroffenen oder von ganzen Teams. Was hilft in dieser Situation?

Ich habe immer sehr viel positive Energie und Kreativität entstehen sehen, wenn während einer Transformation bewusst Zeit und Raum für das ‘Selbst’ und das ‘Uns’ eingeräumt wurde. Eine Veränderung bringt neben neuen Zielen auch mit sich, dass sich Rollen und Gruppen etablieren, neue menschliche Dynamiken entstehen und die beteiligten Personen eine gesteigerte Selbsterkenntnis entwickeln. Auch diese Veränderungen müssen begleitet werden, am besten durch unabhängige Einzel- oder Gruppen-Coaches. Bei Transformationen muss also Platz sein für einen offenen Dialog in einem vertrauensvollen Raum – damit Probleme thematisiert und die Veränderungen reflektiert werden können. Es ist wichtig, dass sich alle betroffenen Personen sowohl mit ihrem «Selbst» als auch mit dem neuen «Uns» auseinandersetzen können.

Anfängergeist und Kreativität verbindet Menschen in einer Transformation

Agilität und Diversität ist heute in vieler Munde. Beide Themen stehen häufig sogar ganz oben auf der Liste der unternehmerischen und kulturellen Werte und organisatorischen Bestrebungen. Doch gerade in grossen Unternehmen sieht die Realität anders aus: Mitarbeitenden sind überlastet, weil sie sich mit sehr komplexen Richtlinien und Prozessen herumschlagen müssen. Und gerade in höheren Kaderstufen ist meist keine Diversität vorhanden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein offener Umgang mit dieser komplexen Ausgangslage Hierarchiedenken abbaut und die Kreativität fördert. Wir können zum Beispiel «das Kind rauslassen» und uns der Situation mit der Sicht eines Anfängers oder einer Anfängerin stellen. Oder durch reflektive Momente und Kreativitätstechniken der rechten Gehirnhälfte Raum geben – um unserem nicht-verbalen, nicht-rationalen, zeitlosen, nicht-linearen Denken freien Lauf zu lassen. Im Coaching und Consulting ist zum Beispiel das Malen (Einzeln oder in Gruppen) eine effektive Technik, welche immer wieder spannende Rollen- und Transformationserkenntnisse aus dem Unbewussten zu Tage befördert. Das Arbeiten mit Farben schafft eine gemeinsame (Bild-) Sprache, über alle Hierarchiestufen und Unternehmenskulturen hinweg.

 

Vielen Dank an Susann, dass Sie Ihre Learnings mit uns geteilt hat. Es ist spannend zu lesen, was eine erfolgreiche Transformation ausmacht und wie wichtig die Punkte Zeit für Reflexion, Kreativität und Durchhaltevermögen sind. Und das die richtige Coaching-Begleitung ausschlaggebend ist für ein erfolgreiches Projekt.

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